Was ist klassische Reitkunst?

Klassische Reitkunst ist eine Methode, Pferde an der Hand und unter dem Sattel auszubilden. Ihr Ziel ist einerseits, dem Pferd Gehorsam beim Reiten abzuverlangen. Andererseits soll ihm dabei aber nicht geschadet werden. Im Gegenteil, das Pferd soll im Laufe der Zeit Muskeln aufbauen, an Selbstbewusstsein gewinnen und schöner werden.

Hierfür haben Generationen von Reitern über viele Jahrhunderte hinweg gymnastische Übungen entwickelt, die einerseits die Schiefe, also die Händigkeit des Pferdes ausgleichen und andererseits dem Pferd helfen sich zu versammeln, d. h. Gewicht von den verschleißanfälligen Vorderbeinen hin zu den, besser bemuskelten und daher (bei geeignetem Training) tragfähigeren Hinterbeinen zu verlagern. Dieser Prozess kann mehrere Jahre in Anspruch nehmen und ist im folgenden Beispiel gut nachvollziehbar. Anfangs geht das Pferd „auf der Vorhand“, später ist es im horizontalen Gleichgewicht und kann mit fortgeschrittener Ausbildung sogar kurzzeitig sein ganzes Gewicht auf der Hinterhand tragen (Levade).

Hierfür, und um die Schiefe des Pferdes auszugleichen (meist ist die linke Körperhälfte verkürzt, das Pferd ist krumm wie eine Banane), eignen sich beispielsweise die Seitengänge. Das Pferd lernt in Schulterherein und Travers und Variationen davon, sich zu biegen und dabei entgegen der Richtung der Biegung zu gehen (Schulterherein, linkes Bild) bzw. dabei in Richtung der Biegung zu gehen (Travers, rechtes Bild).

Schulterherein (links) und Travers (rechts)

Ist das, was man im Dressursport sieht, auch klassische Reitkunst?

„Idealerweise und theoretisch sollte es keinen Unterschied zwischen der klassischen Schule und dem Dressursport geben: In der Praxis ist er jedoch vorhanden. ...Das Ziel der klassischen Schule ist es, das Pferd durch eine logische und psychologische Ausbildung zu gymnastizieren. Der Dressursport möchte den Pferden Lektionen für den Wettbewerb beibringen.“ – Kurt Albrecht: Dogmen der Reitkunst , 1994 

Wieso weicht der Dressursport von der klassischen Lehre ab?

Professionelle Dressurreiter stehen häufig unter hohem Erfolgsdruck und müssen in kürzester Zeit Pferde ausbilden und möglichst Siege und Platzierungen in Prüfungen erringen. Hierbei verlieren viele das klassische Ideal aus den Augen, nämlich das Pferd schöner zu machen, es zu ausdrucksvollen Bewegungen unter dem Reiter zu befähigen. Mancher Dressurreiter hat nur noch das Endprodukt vor Augen hat, ein reine Schablone, nach der er das Pferd formt. Und da vielerorts das Wissen um Sinn und korrekte Ausführung der gymnastizierenden Übungen verloren gegangen ist, greifen immer mehr Reiter auf rein mechanische, teilweise sogar gewalttätige Techniken zurück.

Nächstes Treffen

Mo, 23. Juli um 19:00 Uhr

im "Max Pett", Pettenkoferstraße 8

Mailing Liste

Über die hhgm Mailing Liste informieren wir dich gerne über unsere Aktivitäten!